Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche in die Landesmuseen NRW

Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW hat uns beauftragt, die Machbarkeit von freiem oder reduziertem Eintritt für Kinder, Jugendliche, Familien sowie Freiwilligendienstleistende in die vom Land NRW geförderten Museen zu überprüfen, die Auswirkungen auf die Besucherzahlen und Einnahmen zu skizzieren und Möglichkeiten der Kostenkompensation zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden am 9. Februar im Kulturausschuss des Landtags NRW vorgestellt. Den Auftrag haben wir gemeinsam mit Martin Dumbs, einem freien Berater und Kulturexperte aus München, durchgeführt.

Bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie wurden Gespräche mit den landes­geförderten Museen sowie mit einigen kommunalen Museen in NRW geführt, die Besucherstatisitiken und Haushaltsdaten analysiert, ein Benchmarking mit Museen in den USA und Großbritannien durchgeführt und Museumsbesucher befragt.

Eintrittsgelder machen rund 8 % bis 10 % der Einnahmen eines Museums aus, Eintrittsgelder von Kindern und Jugendlichen nur rund 1 %. Die meisten betrachteten Museen haben bereits freien Eintritt für Kinder, eine knappe Mehrheit auch bereits für Jugendliche.

Erfahrungen aus dem In- und Ausland sowie Forschungsergebnisse zeigen, dass die Einführung von freiem Eintritt – ob für alle oder nur für einzelne Zielgruppen – zu einem leichten Anstieg der Besucherzahlen führt. Die Abschaffung von Eintrittsgeldern muss jedoch als Teil einer Gesamtstrategie betrachtet werden. Es wird den Museen nur gelingen, dauerhaft mehr Besucher zu gewinnen, wenn sie attraktive zielgruppenspezifische Angebote formulieren, darunter für Kinder und Jugendliche museumspädagogische Angebote. Die Befragung der Museumsbesucher ergab eine große Zustimmung zu kostenfreiem Eintritt für Kinder und Jugendliche, die Befragten befürworteten zudem die Einführung einer museumsübergreifenden Familienkarte,

Wir empfehlen dem Land Nordrhein-Westfalen:

  • den Eintritt in Museen für Kinder und Jugendliche (und Freiwilligendienst­leistende) in den vom Land geförderten Museen kostenfrei zu machen. Dadurch erwarten wir, dass die Zahl von Besuchen durch die Zielgruppe um 5 % bis 10 % zunehmen wird. Die Mindereinnahmen können durch eine leichte, besucherzahlneutrale Erhöhung des Eintrittspreises für Vollzahler kompensiert werden;
  • eine Familienjahreskarte für den Museumsbesuch zum Preis von 50 € einzuführen. Damit die Maßnahme dazu beiträgt, rund 10 % mehr Familien in die Museen zu locken, muss die Karte in möglichst vielen Museen gültig sein;
  • Darüber hinaus kann die Familienfreundlichkeit durch freie Tage mit Eventcharakter gestärkt werden. Solche regelmäßigen Veranstaltungen können für bis zu 20 % der Museumsbesucher verantwortlich sein, ohne dass der Besuch an anderen Tagen wesentlich darunter leidet. Solche Events können durch Sponsoring finanziert werden. Insgesamt wird damit die Bindung der gesamten Bevölkerung an das Museum erhöht.

„Pay-what-you-want“ eignet sich nicht für deutsche Museen. Ob Museen generell eintrittsfrei sein sollten, ist eine politische Entscheidung. Sollte der Eintritt frei für alle sein, wäre den Museen rund 8 % bis 10 % des jährlichen Etats zu kompen­sieren. Der freie Eintritt überwindet eine erste Zugangsbarriere zum Museums­besuch für Kinder, Jugendliche und Familien. Für den Erfolg maßgeblich ist jedoch die Flankierung der Preispolitik durch die kontinuierliche Weiterent­wicklung von zielgruppenspezifischen Angeboten in den Museen. So wird das Ziel „jedes Kind ins Museum“ erreicht.

 

Link

 Die Präsentation der Studie aus dem Landtag finden Sie hier.

 

Anfragen
Dr. Joey-David Ovey
Tel: +49 160 8829015
Email:info@ovey.eu